Rund 5.500 Höhenmeter, fünf Skilifte, 22 Pistenkilometer, eine Runde rund um Lech/ Zürs – das sind die Eckdaten des Weißen Rings. Schon seit mehreren Jahren hat es mich gekitzelt, das gleichnamige Rennen mit zu fahren. Heuer habe ich es erstmals in Angriff genommen.
Es sollte mein erstes Snowboard-Rennen seit vier Jahren sein. Im März 2009 stand ich letztmalig in Heiligenblut (Kärnten) unter Rennbedingungen auf meinem Board, um einen 24 Stunden-Höhenmeter-Weltrekord aufzustellen.
Ja, ich liebe Geschwindigkeit, zumindest auf dem Snowboard. 2009 wurde ich am Großglockner mit 136 km/h gemessen. Aber 'normale Abfahrtsrennen' haben mich nie interessiert. Es war nie mein Ding, auf einer zwei Kilometer kurzen Abfahrt um Stangen zu kurven und dabei um Hundertstel Sekunden zu kämpfen. Ich will einfach nur Vollgas geben und dabei Spaß haben. Dafür schien mir 'Der Weiße Ring' wie gemacht.
Vier Wochen vor dem Rennen prellte ich mir bei einem Cliffjump in Frankreich sehr schmerzhaft eine Rippe. Mist! Da war ich mit einer Skifahrerin unterwegs, die das Rennen um den 'Weißen Ring' einige Jahre zuvor schon einmal mitgefahren ist. „Das darfst Du nicht im Rennanzug fahren, das kommt voll uncool!“ Bitte was? Hallo? Ich will da schnell sein! „Mir doch egal, was 'die anderen' von mir denken!“ Für mich war von Anfang an klar, dass ich im Rennanzug auf meinem weltweit einzigartigen, 2,29 Meter langen, 12 Jahre alten Prototyp der Schweizer Edel-Snowboard-Schmiede 'Radical' fahren würde.
Schon Mitte Oktober 2012 hatte ich mich um einen der tausend Startplätze beworben. Tausend? Tatsächlich, beim 'Weißen Ring' gehen 1.000 Skifahrer und Snowboarder an den Start, und diese tausend Startplätze sollen trotz der hohen Startgebühr von 85 Euro (zuzüglich Liftpass) heiß begehrt und immer schnell vergeben sein!
Die Geschichte des Weißen Rings
'Der Weiße Ring' am Arlberg ist entgegen mancher Vermutung kein Verein für Kriminalitätsopfer, sondern eine Skirunde, die seit über 50 Jahren die Orte Lech, Zürs, Zug und Oberlech verbindet. Der Arlberger Skipionier Sepp Bildstein gilt als Erfinder der Skirunde, für die 1940 mit dem Bau des ersten Skilifts der Grundstein gesetzt wurde.
Das gleichnamige Rennen wurde am 15. Januar 2006 erstmalig zum 50-jährigen Jubiläum der Skirunde ausgetragen. Dabei fuhr der ehemalige Ski-Rennläufer Patrick Ortlieb die offizielle Bestzeit (44:35,07 min.), die bis zum heutigen Tag Bestand hat. Allerdings soll der Olympiasieger von 1992 mit seinen detaillierten Ortskenntnissen Abkürzungen genommen haben, die nach dem heutigen Regelwerk nicht mehr zulässig wären, weshalb es wohl kaum möglich sein wird, diese Bestzeit jemals zu schlagen.
Waren bei dieser ersten Auflage noch 350 Rennläufer am Start, um die 21,6 Pistenkilometer im Renntempo zu bezwingen, so wuchs die Teilnehmerzahl rasch an, bis sie 2008 auf 1.000 Rennläufer begrenzt wurde.
'Der Weiße Ring' wird als 'längstes Skirennen der Welt' beworben und ist ein Volksrennen. Jeder, ob Tourist oder Skirennläufer, kann sich um einen der 1.000 Startplätze bewerben. Dabei werden 'Wiederholungstäter' bevorzugt berücksichtigt und bekommen, abhängig von ihren Vorjahres-Ergebnissen, eine bessere Startnummer. 'Besser' bedeutet 'niedriger'. Denn mit zunehmender Anzahl der Starter leidet der Pisten-Zustand deutlich wahrnehmbar.
'Profis gegen Amateure' lautet die Devise. Und so sind unter den 'Profis' auch solche Kaliber wie die Ex-Skirennläuferin Katja Wirth, Patrick Ortlieb, Marc Girardelli oder Katharina Gutensohn. Sie starten genauso mit VIP-Startnummern wie Fussball-Legende Jens Lehmann, Tennis-Star Charly Steeb oder Schauspieler Ralf Bauer. Diese VIPs machen wohl auch einen Teil der Faszination dieses Rennens aus. Wer sonst kann schon von sich behaupten, gegen Olympioniken und Sport-Stars in einem Skirennen angetreten zu sein?
Wir sind dabei!
Am 14. November 2012 bekam ich die lang ersehnte Bestätigung für meinen Startplatz. Startnummer 709. 709? So weit hinten? Immerhin hatte ich es besser getroffen als mein Bruder Benny, der mit der Startnummer 811 ins Rennen gehen sollte. Benny (http://www.bennystrasser.de) gehört als Deutscher Meister 2011 zu den besten Downhill Mountainbikern und hat in seinem Sport viel Wettkampferfahrung, selbst im Weltcup. Aber ein Winter-Rennen? Das war Neuland für ihn.
Neben dem Höhenmeter-Weltrekord hatte ich von 1998 bis 2003 regelmäßig 24-Stunden-Snowboardrennen bestritten und 2003 einen Dauer-Snowboard-Weltrekord aufgestellt (168 Stunden, SkiWelt Wider Kaiser) und damit etwas Erfahrung in 'long distance Rennen' gesammelt. Benny war bislang nur bei meinem Höhenmeter-Weltrekord als Betreuer dabei. Genau wie Dennis Buttler, der als Fotograf mitkommen sollte.
Eine Woche vor Rennstart fuhren Benny und ich nach Lech, um uns die Pisten anzusehen und ein paar wichtige Kamera-Tests zu machen. Denn ich hatte neben der aktiven Teilnahme auch noch vor, Bilder für einen kurzen Fernseh-Beitrag im ZDF zu produzieren. Danke an Florian Lehmann von Contour Deutschland (http://www.contour.com), der uns dafür sehr spontan und unbürokratisch mit 3 Action-Kameras und Unmengen von Zubehör ausstattete. Danke auch an Pia Herbst vom Tourismusverband Lech-Zürs für die Bereitstellung der Liftpässe sowie an Physiotherapeut Volker Hollemann (http://www.praxis-hollemann.de), der meine von der Prellung schmerzende Rippe mit einer professionellen Tape-Anlage versorgt hatte.
Die Suche nach der Rennstrecke war für uns als Ortsunkundige nicht gerade einfach. Unzählige Male rätselten wir auf dem vage markierten Pistenplan um die Streckenführung. Zumindest konnten wir einen ersten, groben Eindruck von der Strecke gewinnen: Viele Gleitstücke, in denen es auf das richtige Wachs und eine gute Aerodynamik ankommt. Und auf gute Ortskenntnis! Denn mehr als einmal sollte sich zeigen, dass zu wenig aus einem Steilhang mitgenommene Geschwindigkeit unweigerlich zum Abschnallen des Snowboards und damit zum Laufen führen würde. An diesen Stellen wurde deutlich, warum wir als Snowboarder nie so schnell sein können wie Skifahrer, die bei Geschwindigkeitsverlust sofort ihre Stöcke zum Pushen einsetzen.
Neben der Begutachtung der Rennstrecke konnte ich durch die gefilmten Testbilder wertvolle Kenntnisse zur sinnvollen Befestigung unserer Onboard-Kameras gewinnen. Schließlich würden wir im Rennen nur einen Versuch haben, und der musste sitzen!
Schlaflose Nacht
Die Nacht von Donnerstag auf Freitag war kurz. Sehr kurz. Am Donnerstagabend hatten wir uns noch einmal beide von Physiotherapeut Volker Hollemann für das Rennen professionell tapen lassen. Denn ich hatte den Eindruck, dass die Tape-Anlage der vergangenen Woche tatsächlich Linderung meiner Rippen-Schmerzen gebracht und auch mein vor über 10 Jahren Kreuzband-operiertes Knie stabilisiert hatte.
An Schlaf war nicht zu denken. Die ganze Nacht durch bereitete ich mit Benny die Ausrüstung vor, wobei die sorgfältige Befestigung und Ausrichtung der Mini-Kameras Stunden verschlang. Um 6 Uhr, 3 Minuten nachdem ich mich endlich kurz ins Bett gelegt hatte, klingelte das Telefon. Dennis Buttler, unser dritter Mann, kam an, um mit uns nach Lech zu fahren. Weil er immerhin 4 Stunden mehr Schlaf abbekommen hatte als wir - also 4 Stunden - wurde er dazu verdonnert, uns an den Arlberg zu chauffieren.
Nachdem wir unsere Presse-Akkreditierungen und Startnummern abgeholt hatten, gingen wir bei strahlendem Sonnenschein und eisigen Temperaturen sofort auf die bereits mit Richtungstoren markierte Piste. Da wir schon unsere Startnummern hatten, war dies die perfekte Möglichkeit, um ein paar Spezialaufnahmen zu machen, die im Rennen unmöglich zu machen wären. Und um die Befestigung der Onboard-Kameras auf Herz und Nieren zu testen. Die Bedeutung dieser Tests wurde schlagartig deutlich, als am Einstieg zum Seekopf-Sessellift plötzlich die auf meine Board-Nose geklebte Kamera fehlte. Dennis erspähte die Kamera mit seinen Adleraugen glücklicherweise keine halbe Stunde später auf der Hexenboden-Piste. Nun wusste ich also: meine für 'bombenfest' gehaltenen Verklebungen waren nicht stabil genug und mussten für das Rennen modifiziert werden.
Der Abend vor dem großen Tag
Den Vorabend zum Renntag durften wir als eingeladene Pressevertreter bei einem Gourmet-Dinner im 4-Sterne Hotel 'Montana' in Oberlech verbringen, zu dem wir per Seilbahn und durch die beeindruckende Unterwelt von Oberlech gelangten: Um ihn Autofrei zu halten, ist der ganze Ort von einem unterirdischen Tunnelsystem durchzogen, über das man trockenen Fusses jedes Hotel erreichen kann. Ski-Olympiasieger Patrick Ortlieb ließ es sich nicht nehmen, jeden einzelnen Gast persönlich in seinem Hotel per Handschlag zu begrüßen. Auch wenn ich solche (durchaus leckeren) Gourmet-Veranstaltungen überhaupt nicht gewohnt bin, kam es zu durchaus interessanten und amüsanten Gesprächen unter den verschiedenen Journalisten. Erstaunlich fand ich, mit welchen Erwartungen manche Pressevertreter angereist waren. So wurde beispielsweise bemängelt, dass ihr Hotel lediglich ein einziges, eigenes Shuttlefahrzeug hatte und dieses nicht einmal permanent zur Verfügung stand. Ich war heilfroh um eines der Betten in unserem Dreibett-Appartement, zu dem Benny, Dennis und ich nach dem Dinner laufen konnten. Schlaf. Endlich!
Der Renntag
Mein Wecker klingelte um 7:15 Uhr. Jeder Rennläufer hatte eine festgelegte Startzeit. Die erste Gruppe um 9:00 Uhr. Alle 1:40 Minuten sollte eine 20er-Gruppe starten, bis ich um 10:38 dran sein würde. Nachdem es mir leider nicht gestattet wurde, meine Kamera im Rüfikopf-Restaurant zu deponieren, hatte ich mir einen anderen Plan zurechtgelegt (schließlich hatte ich neben der Teilnahme am Rennen ja noch einen Film-Job zu erledigen): Ich würde pünktlich zu 9 Uhr fertig angezogen mit meiner Kamera auf den 2.362 m hohen Rüfikopf fahren, eine halbe Stunde lang Startbilder drehen, mit der Gondel wieder runter ins Tal fahren, die Kamera im Tourismusbüro deponieren, mein Board & Helm holen, zurück auf den Rüfikopf fahren, um dann mit den 19 anderen Rennläufern meiner Gruppe auf den Startschuss zu warten. Eigentlich klappte dieser Plan gut, nicht zuletzt weil sich meine Startzeit Unfallbedingt um rund eine halbe Stunde nach hinten verschoben hatte.
Also noch schnell ein Start-Foto mit Benny machen und... huch! Ist das nicht meine Gruppe dort im Startblock? „15 Sekunden bis zum Start!“ tönt es aus dem Lautsprecher. Huch! Ich bin doch noch gar nicht fertig! Der Helm ist nicht zu, die Handschuhe nicht angezogen, die Onboard-Kameras nicht eingeschaltet. Was nun? All meine tollen Start-Taktiken waren plötzlich über den Haufen geworfen! Als die ersten Skiläufer mit ihren Transpondern ihre Laufzeiten auslösten, stand ich immer noch planlos in der Startbox und fummelte an den Einschaltknöpfen meiner drei Kameras. Wären die Contour Kameras nicht so einfach zu bedienen, hätte ich es wohl kaum geschafft, auch nur eine Einzige einzuschalten. So konnte ich wenigstens die beiden auf dem Board montierten Kameras zum Laufen bringen, die Dritte auf dem Helm musste warten.
Das Rennen
Während die 19 Skifahrer nun also anfingen, im V-Schritt wie Pinguine wackelnd den rund zehn Meter hoher Anstieg hinter der Startlinie hoch zu hasten, überlegte ich immer noch, was ich jetzt tun sollte. „Ok, los rennen!“ Ein Slalom durch 19 Pinguine! Diesen Eindruck bekam ich, als ich Bennys Video von meinem Start zum ersten Mal sah. Bis ich oben angekommen meine Bindungen angezogen hatte, war ein Großteil der Skifahrer schon auf der Piste unterwegs.
Auf dem ersten, langen Gleitstück duellierte ich mich, während ich meine Handschuhe anzog, mit einer Skifahrerin, die ich später im Madloch-Sessellift wieder treffen sollte. Zifix, ich bin einfach nicht an ihr vorbei gekommen, ständig waren wir auf gleicher Höhe! Im ersten Skilift, dem Schüttboden-Schlepper, angekommen hatte ich endlich Zeit, um mich zu sortieren. Um die Helmkamera einzuschalten, den Helm richtig zu schließen, die Ohrstöpsel meines mp3-Players in die Ohren zu fummeln (ohne Musik kann ich nicht richtig fahren), die Onboard-Kameras zu checken. Jetzt war ich endlich rennbereit.
Keine besonderen Vorkommnisse auf der Piste zum Trittalp-Sessellift, auch diese blaue Piste besteht hauptsächlich aus langen Gleitstücken. Auch meine Befürchtung, dass sich Rennläufer an den Liften aufstauen würden, erwies sich als unbegründet. Mein erstes Problem trat auf der Hexenboden-Piste nach Zürs auf, die als Tribut an alle Hobby-Rennläufer statt in direkter Falllinie Serpentinenartig gesteckt war: Streckenposten mit gelben und roten Flaggen! Wild fuchtelte einer von ihnen an einer 120°-Spitzkehre mit einer Fahne. Gelb oder rot? Rot oder gelb? Gelb heißt „Achtung, vorsichtig fahren!“, rot „Unbedingt anhalten!“. Ich konnte die Farbe in den Sekundenbruchteilen, die ich hatte, einfach nicht erkennen. Um nicht disqualifiziert zu werden, zog ich die Notbremse und schlitterte auf meinem Hinterteil Richtung Streckenposten bis zum Stillstand. Vielleicht war ja tatsächlich unmittelbar vor mir ein Rennläufer gestürzt. Aber nichts dergleichen. Kein erkennbarer Grund. Für nichts hatte ich wertvolle Zeit verloren, denn auf dem flachen Ziehweg brauchte ich eine Ewigkeit, um wieder Fahrt aufzunehmen. Beim zweiten, wild mit einer Fahne wedelnden Streckenposten hatte ich das System verstanden: Vorsorglich wurde einfach an allen Kurven eine gelbe Fahne geschwenkt, weil dort die Piste von den vorausfahrenden Rennläufern bereits stark zerfurcht war. Das hatte bereits zu einigen Wipeouts von Wettkämpfern geführt. Also gelbe Fahnen! Bei rund 80 km/h wurde mir auch klar, warum ich die Farben gelb und rot nicht unterscheiden konnte: Ich hatte mich für ein orange getöntes Helm-Visier entschieden, um bei den diesigen Sichtverhältnissen am Renntag kontrastreicher sehen zu können. Damit war eine farbliche Unterscheidung der Flaggen unmöglich.
Im Seekopf-Sessellift stieß ich auf die ersten Ski-Touristen, drei nette Franzosen. Ein kleiner Smalltalk verkürzte die Liftfahrt. Das kurze Verbindungsstück zwischen der Seekopf-Berg- und der Madloch-Talstation ist sehr schnell und sehr langsam zugleich: Schon bei den Testfahrten hatte ich bemerkt, dass ich mit Maximalgeschwindigkeit einen Steilhang runter stechen müsste, um ohne abzuschnallen über den Gegenhang zur Madloch-Sesselbahn zu kommen. Dies gelang mir nur fast, sodass ich mit den Händen im Schnee paddeln musste, um nicht zum Stillstand zu kommen. Die schnelle Einfahrt in den Lift gelang mir auch nur fast. Unsanft wurde ich von einer Sicherheitssperre am Bauch gebremst und musste auf den nächsten Sessel warten. Hier holte mich wieder die Skifahrerin ein, an der ich auf dem Gleitstück nach dem Start nicht vorbei gekommen war. Die 20-jährige Abiturientin Marie-Theres Hoika war mit ihren Eltern aus Ostfildern nach Lech gekommen, um zusammen mit ihrer Mutter am Rennen teilzunehmen. Auch wenn sie ihrem Vater versprochen hatte, nicht zu viel zu riskieren, war Marie zügig unterwegs.
Nach dem Ausstieg aus dem Madloch-Sessellift kam erst mal eine Auszeit. Denn das Madloch, eine fast fünf Kilometer lange Skiroute nach Zug, wurde aufgrund der kritischen Sichtverhältnisse aus der Wertung genommen. Dazu wurde die Zeit über den persönlichen Transponder, den jeder Rennläufer mit sich führte, gestoppt und jeweils pauschal 22 Minuten zur Gesamt-Laufzeit aufaddiert. Damit war ein direkter Vergleich mit den absoluten Bestzeiten aus den vergangenen leider nicht mehr möglich. Ich ließ es gemütlich angehen, fuhr die Skiroute aber dennoch zügig in 6:54 Minuten runter. Mit dem Einstieg in den Zugerberg-Sessellift wurde die Laufzeit wieder gestartet.
Nach der Auffahrt auf den Zugerberg sollte es nur noch bergab gehen, denn dies war der letzte Skilift. Doch zunächst galt es den 300 Meter langen Balmengrat zu überwinden, den ich ohne jegliches Gefälle mit einem Bein in der Bindung entlang skatete und dabei von Skifahrern überholt wurde, die einmal mehr den Vorteil ihre Stöcke voll ausnutzen konnten. Direkt nach dem Ausstieg, an der Balmeralp, stand eine wild winkende Meute. „Cool, die feuern mich an!“ Zu spät bemerkte ich (da die Musik meines mp3-Players zu laut war), dass sie mit einem Schnapsglas winkten.
Die Abfahrt vom Kriegerhorn war schnell und toll, obwohl ich an manchen Bergkuppen nur erahnen konnte, ob das folgende Richtungstor nun eher rechts oder links stehen würde. Deshalb war ich für das Überholmanöver eines offenbar ortskundigen Ski-Rennläufers dankbar, an dessen Fersen ich mich bis Oberlech hefte konnte.
Die Zieleinfahrt über die Schlegelkopf-Talabfahrt war Routine. Jubel, Trubel, viele Champagner trinkende Menschen. Nach offiziell einer Stunde, zwölf Minuten und 40 Sekunden durchfuhr ich als siebter in der Snowboard-Wertung (Rückstand: 1:08,56 min) das Zieltor. In der Overall-Wertung landete ich auf Platz 725 (Rückstand: 6:26,19 min). Benny erreichte in seinem ersten Snowboardrennen mit einer Laufzeit 1:13.24,70 Stunden den zehnten Platz unter den Snowboardern. Beide Top Ten, eine gute Leistung für unser Debut beim 'Weißen Ring'!
Was mich sehr erstaunt hat, war das Verhältnis von Skifahrern zu Snowboardern, das bei 26 zu 1 lag: 1080 Skifahrern standen gerade einmal 41 Snowboarder gegenüber!
Die Siegerehrung war durch die vielen verschiedenen Klassen zwar extrem lang, aber deshalb schön, weil dort zu sehen war, dass die Rennteilnehmer aus allen Altersschichten kamen. Mit glänzenden Augen wurden neben den Overall-Siegern auch Rennläufer jenseits der 70 Jahre geehrt.
V.I.P Party in der Schneggarei
Der Samstagabend stand wieder im Zeichen der V.I.P. Die Erstplatzierten aller Klassen sowie Sponsoren und Prominente waren zur streng abgeschirmten 'Mercedes-Benz White Winners Night' geladen. Als Journalisten durften auch wir dieses Privileg bei einem exklusiven Buffet und leckeren Häppchen genießen. Die Party in der 'Schneggarei' ist für mich durch sehr skurrile wie auch lustige Begegnungen geprägt. So hatte der Overall-Zweitplazierte Mathias Gorbach offenbar großen Gefallen an meinem Event-T-Shirt gefunden. Er hätte mir so gerne erzählt, wie gut er bei diesem Rennen abgeschnitten hat und Fahrtipps vermittelt. Oder der etwas unglücklich platzierte Schneeball, mit dem ich fast eine handfeste Auseinandersetzung provoziert hätte, die dann aber glücklicherweise nicht stattfand und in einem verbrüdernden Umtrunk an der Bar endete.
'Der Weiße Ring – Das Rennen 2013' war ein toller Event, bei dem sich Lech von seiner besten Seite gezeigt hat. Auch wenn es nicht von allen Einheimischen begrüßt wird, ist dieses Rennen dennoch ein Highlight nicht nur in Lech Zürs, sondern im gesamten Alpenraum. Ein einzigartiges Rennen, bei dem ich nächstes Jahr gerne wieder am Start stehen werde.
Ergebnisse:
Overall Gesamt:
1. Josef Strobl 1:06.14,78
2. Mathias Gorbach 1:06.23,55
3. Cornelius Deuring 1:06.24,70